Seit über einem Jahr werden mein Mann und ich mittlerweile von einem homophoben Stalker verfolgt, bedroht, belästigt und wirtschaftlich geschädigt. Nun haben wir endlich genug Beweise gesammelt und entsprechend dokumentiert um Anzeige erstatten zu können.
ℹ️ Stalking ist in Österreich seit 2006 gesetzlich mit Strafe bedroht und im Strafgesetzbuch (StGB) durch den § 107a „Beharrliche Verfolgung“ definiert.
Solche Verfolgungshandlungen umfassen zum Beispiel die physische Kontaktaufnahme zur betroffenen Person sowie unerwünschte Anrufe, Briefe, E-Mails, SMS- oder WhatsApp-Nachrichten, aber auch das Veröffentlichen von intimen Informationen und Bildern zählen dazu.
Quelle: https://www.bundeskanzleramt.gv.at/agenda/frauen-und-gleichstellung/gewalt-gegen-frauen/gewaltformen/stalking.html
ℹ️ Die Strafdrohung beträgt bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe. Diese erhöht sich auf bis zu 3 Jahre, wenn die Stalking-Handlung über 1 Jahr gedauert hat oder die Tat einen Suizidversuch oder den Suizid des Opfers zur Folge hat.
Konkret waren und sind mein Mann und ich von folgenden Stalking-Handlungen betroffen:
- Über das Online Buchungstool auf meiner Firmenwebsite werden Einzelberatungen, Coachings, Seminare und ganze Lehrgänge gebucht. Damit werden die Timeslots und verfügbaren Plätze für wirklich Interessierte belegt. Die gebuchten Termine und Seminarplätze können von mir nicht verrechnet und auch nicht weiter vergeben werden, wodurch mir ein inzwischen erheblicher, wirtschaftlicher Schaden entstanden ist.
- Mein Mann erhält Drohungen, Todesreime und sinnlose Texte per Briefpost. So wurde z.B. das Lied „Am Tag als Conny Kramer starb“ auf ihn zugeschnitten umgetextet.
- Meine neuen Firmenschilder wurden mitten in der Nacht heruntergerissen.
- In der Nacht wird an unserer Haustür Sturm geläutet und wir werden aus dem Schlaf gerissen.
- Auch mitten in der Nacht kommen Anrufe mit unterdrückter Nummer. Der Anrufer meldet sich nicht, sondern stöhnt nur ins Telefon.
- Auf dem Koch- und Rezepteblog meines Mannes werden regelmässig zutiefst beleidigende und verhetzende Kommentare hinterlassen.
- An einen sozialen Verein, in dessen Vorstand mein Mann aktiv ist, wurden Mails verschickt, die vorgeblich vom Verein „Anonyme Alkoholiker“ stammen und in dem sich nach dem Befinden meines Mannes erkundigt wird.
- Firmen erhalten gefälschte Aufträge für Kostenvoranschläge in unserem Namen.
Wir haben das alles fein säuberlich dokumentiert und am 11. Juni 2024 Anzeige bei der Polizei erstattet, nachdem wir uns zuvor bereits vom Gewaltschutzzentrum Steiermark beraten liessen. Das Gewaltschutzzentrum hat uns inzwischen folgende Unterstützung zugesichert:
- Psychosoziale Prozessbegleitung
- Juristische Prozessbegleitung
Die Kosten dafür trägt vorerst das Land. Sofern der vermeintliche Täter rechtskräftig verurteilt ist, muss die betreffende Person diese Kosten zurückzahlen.
Oft werden wir gefragt, ob wir einen Verdacht haben, wer der Täter sein könnte? Ja, haben wir. Einerseits hat mein Mann bereits vor ein paar Jahren homophob begründete Morddrohungen erhalten und diese zur Anzeige gebracht. In Anbetracht der psychischen Verfassung des Täters wurde damals die Strafverfolgung unter Auflagen für eine gewisse Frist ausgesetzt. Diese Frist ist nun verjährt, der Täter ist ohne Strafe davon gekommen und die Drohungen haben wieder begonnen.
Andererseits hat die von uns verdächtigte Person zumindest die Drohbriefe bereits zugegeben. Die übrigen Stalkinghandlungen werden von der Polizei gerade ermittelt.
Wir machen das hiermit öffentlich, um auch andere zu ermutigen, sich nicht einschüchtern und bedrohen zu lassen, sondern sich mit allen zur Verfügung stehenden, rechtlichen Mitteln zu wehren.
Bildcredit Stopp-Illustration: Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay
Aktualisierung, 5. Jänner 2025:
ℹ️ Am 5. September 2024 teilte uns die Staatsanwaltschaft Graz mit, dass das Verfahren eingestellt wurde. Mehr dazu findet Du hier: 🔗 https://tantetom.online/stalking-kein-ende-in-sicht/
ℹ️ Am 03.01.2025 begann der Täter nun abermals, uns unerwünschte Nachrichten zu schicken.
Schrecklich! Es tut mir unendlich leid, es muss die Hölle sein! Alles Gute vieö Kraft! Schön, dass dieser Mensch gefasst wurde.
Danke, Sonja. Gefasst wurde er zwar noch nicht, aber zumindest konnten wir jetzt genügend Beweise für die Anzeige sammeln. Jetzt hoffen wir darauf, dass die Strafverfolgungsbehörde rasch und gründlich arbeitet.